Eine Frage des Geschmacks

Wenn man, so wie ich, beruflich mit Fruchtzubereitungen zu tun hat, zieht es einen in jedem Lebensmittelmarkt zur Kühlvitrine bzw. zur Regionalecke, um neue Produkte und Geschmacksrichtungen zu entdecken.


Fruchtmilch- und Fruchtjoghurtprodukte von größeren Molkereien sind für mich hauptsächlich dahingehend interessant, welche neuen Fruchtkombinationen „von den Konsumenten abgetestet werden“ und mit welchen Zusatzstoffen versucht wird, das „ultimative Geschmackserlebnis“ zum günstig(st)en Preis zu erzeugen.


Viel interessanter ist hingegen aber der Bereich von Direktvermarktern, Klein- und Hofmolkereien, also unsere Kundenschicht. Es ist sehr schön zu erleben, wie dieser Bereich immer größer und vielfältiger wird und wie viel Mühe sich manche machen, das Besondere in ihren Produkten hervorzuheben. Diese Produkte probiere ich gerne und das Verkosten wird für mich zum Genuss, wenn  ein Produkt die richtige Konsistenz hat, harmonisch schmeckt und nicht zu viel oder zu wenig gesüßt wurde.

Es kommt aber auch vor, dass das Verkosten zur Herausforderung wird und mit einem Aha-Erlebnis verbunden ist. So geschehen bei einem Fruchtjoghurt von sehr säuerlichem Geschmack, wo man die geschmacksgebende Fruchtsorte nur erahnen konnte bzw. erlesen musste und an einem recht flüssigen, fadenziehenden BIO-Fruchtjoghurt, welches vier Tage vor Ende der angegebenen Mindesthaltbarkeit bereits hefig und gärig geschmeckt hat.

Doch über Geschmack lässt sich wunderbar streiten, denn Geschmäcker sind verschieden.

Aber lassen Sie mich auch von einem Erlebnis auf der AB HOF-Messe in Wieselburg vor einigen Jahren berichten. Einer unserer Kunden hat von seinen stagnierenden Umsätzen erzählt, nebenbei voller Begeisterung ein von uns ausgemischtes Produktmuster gekostet und danach um die Zubereitung gefragt. Verblüfft hat er festgestellt, dass er diese Sorte bereits verwendet und dann folgendes Resümee gezogen: „Vielleicht sollte ich doch eine andere Kultur verwenden und so dosieren wie angegeben.“

Sparen ist gut, denn jeder muss auf seine Kosten schauen. Aber oft wird am falschen Platz gespart, am Produkteinsatz, an der Zeit, Hygiene, Etikettierung, Genauigkeit usw. Oder es fehlt die Bereitschaft, sich mit dem eigenen Produkt auseinanderzusetzen. Nur weil es immer schon so gemacht wurde, heißt das nicht, dass man sein Produkt nicht weiterentwickeln oder verbessern kann. Denn dieses „Sparen am falschen Platz“ fällt manchmal sogar auf mich als Händler zurück. Ich würde dann gerne sagen können, dass die Fruchtzubereitung nicht von uns ist.

„Der will ja nur mehr verkaufen!“ kommt jetzt vielleicht manchen in den Sinn. Aber fragen Sie sich stattdessen lieber: „Will ich mehr verkaufen?“ oder „Was ist ein gutes Produkt für meine Zielgruppe? Wenn es in Erinnerung bleibt oder wenn die Kunden es öfter kaufen wollen?“

Messen Sie Ihre Produkte mit den Besten im Handel, aber gehen Sie Ihren eigenen Weg, bleiben Sie authentisch. Gute Vorbilder gibt es viele! Und bedenken Sie: der Konsument wünscht sich zwar immer etwas Neues, aber es muss dennoch vertraut sein.

So möchte ich mit einem von mir adaptierten Zitat von Konfuzius enden:

„Es gibt niemanden, der nicht isst und trinkt, aber immer mehr, die einen guten Geschmack zu schätzen wissen!“

Das meint Ihr Andreas Geyer
28.04.2021