"Ich habe etwas Herausforderndes gesucht"

​Im ersten von drei Interviews, die wir mit jungen Milchdirekt-vermarktern führen, sprechen wir mit Marina Kück (24) aus dem niedersächsischen Gnarrenburg. Dort befindet sich der Bauernhof ihrer Eltern, auf dem sie aufgewachsen ist und auf dem sie schon seit sie klein war, mithilft. 


Hof und Betrieb gehen über drei Generationen: Großeltern Hans und Annemarie (außen), Eltern Bernd und Ute (Mitte), Marina Kück (zweite von links) und ihre Schwester Verena (zweite von rechts). Marina hat 2017 ihr Volkswirtschafts-studium beendet und ist seit Anfang 2018 wieder zurück im elterlichen Betrieb. Sie hat sich dafür entschieden, diesen später einmal zu übernehmen. 

Marina, welche Tätigkeiten machst du auf dem Hof?

Ich bin hauptsächlich im Büro tätig, helfe aber auch beim Ausfahren der Milch, bei der Produktion oder auch im Stall.

Damit sich unsere Leser vorstellen können wie groß euer Hof ist: wie viele Kühe und Land habt ihr und wie viele Leute helfen euch?

Also, eigentlich sind es zwei getrennte Betriebe: einmal die Landwirtschaft und für die Direktvermarktung die Milchhof Kück GbR. Wir haben 105 ha bewirtschaftetes Land, 140 Kühe plus weibliche Nachzucht und auf der Landwirtschaft helfen uns zwei bis drei Arbeitskräfte. Auf dem Milchhof werden insgesamt 600.000 l/Jahr verarbeitet und dort haben wir 25 Mitarbeiter (hauptsächlich Minijobber). 

Welche Milchprodukte bietet ihr an und wie bzw. wo vertreibt ihr diese?

Wir bieten Milch, Buttermilch, Frucht- und Naturjoghurt, Milch- und Joghurtdrinks, Molke und süßen und pikanten Quark an. Das alles liefern wir direkt an 800 Privatkunden und an einige Einzelhändler (Rewe, Edeka usw.). Und wir vertreiben unsere Produkte auch noch in 300 Kindergärten und Schulen.

Wie lange dauert es ungefähr noch, bis du den Betrieb übernimmst?

Das ist noch nicht genau geplant. Mein Vater ist noch relativ jung und fit und ich bin auch gerade erst wieder eingestiegen.

Übernimmst du alleine oder hast du noch Geschwister mit denen du dann zusammen den Hof führen wirst?

Ich habe noch eine Schwester, die gerade eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten macht. Im Moment hat sie keine Ambitionen den Betrieb mit zu übernehmen. Wenn sie das aber doch noch möchte, wäre es auch eine Option, da wir uns sehr gut verstehen.

Gab es da jemals eine Zeit, wo du dir nicht sicher warst ob du übernehmen wirst oder war das von vornherein klar?
Nach dem Abitur wollte ich erstmal weg und gar nichts mit dem Betrieb zu tun haben. Während des Studiums kam dann das Interesse durch den Abstand, den ich durch die räumliche Entfernung (hab in Hamburg gewohnt) bekommen hab, wieder und so entwickelte sich dann die Idee, wieder zuhause einzusteigen und den Betrieb irgendwann selbst weiter zu führen. Des Weiteren hat mir keiner der Berufe, die ich während des Studiums kennen gelernt oder ausprobiert habe, zugesagt, da mir die Abwechslung fehlte, die in einem Betrieb wie diesem an der Tagesordnung ist.


Was war für dich ausschlaggebend, dass du dich für eine Hofübernahme entschieden hast?

Ich fand einfache Bürojobs langweilig und hab etwas Herausforderndes gesucht. Gleichzeitig wollte ich auch, dass der Betrieb, den mein Vater aufgebaut hat, weitergeführt wird.


Was sind deine Hoffnungen und Wünsche, wenn du jetzt an die Hofübernahme denkst?

Ich hoffe natürlich, dass ich den Betrieb genauso erfolgreich weiterführen kann wie mein Vater und die Marke weiter ausbauen kann.

Hast du auch Ängste, was die Hofübernahme betrifft oder siehst du der Zukunft gelassen entgegen?

Für mich besteht die Angst, durch eigene Fehler das kaputt zu machen, was mein Vater aufgebaut hat. Solange er noch da ist, kann ich ihn um Rat fragen, aber wenn man selbst die Verantwortung für so viele Mitarbeiter auch hat und eigene Entscheidungen treffen muss, ist das auch beängstigend.


Hast du eine landwirtschaftliche Ausbildung oder hast du alles so nebenbei mitgelernt, als du auf dem Bauernhof aufgewachsen bist?

Ich habe keine landwirtschaftliche Ausbildung, sondern alles so nebenbei gelernt bzw. lerne immer noch weiter.


Wie siehst du die Zukunft der Milchdirektvermarktung?

Grundsätzlich sehe ich die Zukunft der Milchdirektvermarktung positiv, da sich die Verbraucher immer bewusster werden, was sie kaufen und woher die Produkte kommen. Gleichzeitig sehe ich aber auch Schwierigkeiten bei der Produktion, da viele Regelungen gerade den kleinen Betrieben das Leben schwer machen, da diese nicht die Kapazitäten und die Möglichkeiten von großen Unternehmen haben.

Hast du auch neue Ideen, Innovationen, die du dann umsetzen möchtest?

Insgesamt habe ich viele Ideen, die bei Kleinigkeiten anfangen und bei großen Dingen nicht aufhören. Zum Beispiel einen Hofladen zu eröffnen oder auch Käse herzustellen. Für diese Dinge muss ich aber nicht warten, bis ich den Hof übernommen habe, sondern da ist mein Vater schon sehr offen für und lässt sich auf solche Sachen auch schon ein und lässt mich ausprobieren, auch wenn er noch Chef ist.


Vielen Dank für das Interview, Marina.




Kontakt:

Kück's Milch & mehr
D - 27442 Gnarrenburg

www.kuecks-milch.de

23.02.2019