Kakao - ein wertvolles Gut!

Schwache Ernten, Hitze, Dürren, Pflanzenkrankheiten
und eine starke Nachfrage führen zu hohen Kakaopreisen.
Kakao, die „Speise der Götter“, hat zurzeit einen Preis, welchen sich fast nur „Könige“ leisten können. Erst im April 2024 erreichte der Kakaopreis an der New Yorker Rohstoffbörse ein Rekordhoch von mehr als 11.000 US-Dollar pro Tonne. Anfang Dezember 2024 lag der Preis immer noch bei erstaunlichen 9.900 US-Dollar, nachdem Anfang 2024 die Tonne Kakao noch weniger als 3.000 US-Dollar gekostet hat! Der weltweite Rohstoffmarkt ist ein dynamisches und vielschichtiges Feld und ein weites Betätigungsfeld für Investoren und (leider) Spekulanten wie Hedgefonds. Aber es gibt auch andere Ursachen:

„Der Hintergrund ist eine anhaltende Angebotsknappheit, die auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass nur eine Handvoll Länder für die Kakaoproduktion verantwortlich ist. Der Löwenanteil des für die Schokoladenherstellung unabdingbaren Rohstoffs wird an der Elfenbeinküste und in Ghana gewonnen. Diese Länder hatten zuletzt jedoch mit starken Regenfällen und verheerenden Dürreperioden zu kämpfen, wie das "Handelsblatt" berichtete. Das Ergebnis der schlechten Ernte ist ein Angebotsdefizit - und zwar im dritten Jahr in Folge.“ (Zitat: Finanzen.net)

Der Kakaobaum ist ein sensibler „Zeitgenosse“. Er mag es warm und feucht, deswegen gedeiht er auch nur im sogenannten „Kakaogürtel“, einem schmalen Band von rund 20 Grad nördlich und südlich des Äquators. Er verträgt keine Temperaturen unter 16° und ab einer Durchschnittstemperatur über 23° Celsius geht sein Ertrag zurück. Durch den Klimawandel mit ständig steigenden Temperaturen, Wetterkapriolen und weniger Niederschlägen kommt der Kakaobaum jetzt schon vielerorts an seine ökologischen Grenzen. Wo der Ertrag sinkt, wird wieder vermehrt mit Kakao-Monokulturen entgegengearbeitet. In denen sind dann die Pflanzen weniger robust als bei anderen Anbauformen. Das gilt vor allem dann, wenn höhere, schattenspendende Bäume im Anbaugebiet fehlen. Außerdem wird vor allem für Monokulturen Regenwald gerodet, was wiederum den Klimawandel befeuert.

Wenn der Kakaobaum so unter Stress kommt, sind Pflanzenkrankheiten die logische Folge. Laut der internationalen Kakao-Organisation zerstören sie rund 38% der Ernte. Pilzerkrankungen sorgen dabei für die größten Verluste. Dank intensiver Forschung gelingt es aber schon resistente Pflanzen zu züchten. In Westafrika sorgt die Viruserkrankung CSSVD (Cocoa Swollen Shooting Virus Disease) für Probleme. An jungen Ästen entstehen Schwellungen, Blätter verfärben und verformen sich bevor sie ganz abfallen. Ein infizierter Baum ist nicht zu retten und stirbt innerhalb von ein bis fünf Jahren. Die Überträger der Krankheit sind Schmierläuse. Wenn sie die sogenannten CSSVD-Badnaviren haben, genügen einige Minuten, um einen Baum anzustecken.
 
„In Europa ist der Einsatz
hochgefährlicher Pestizide
längst verboten und in Afrika
versprühen auch Kinder das Zeug.“

Evelyn Bahn – Inkota-Netzwerk

Um dem entgegenzuwirken, werden immer höhere Mengen an Pestiziden eingesetzt. Und diese sind dann in der Schokolade nachzuweisen, wie der ÖKO-Test von Dezember 2024 zeigt. Um aus diesem Teufelskreis auszubrechen, gäbe es eine (relativ einfache) Lösung: Die Schokoladenhersteller und Einzelhändler müssen den Erzeugern/Bauern endlich faire Preise bezahlen, anstatt sich jedes Jahr mehr Gewinn unter sich aufzuteilen. Apropos fair: Die Zertifizierungen wie z.B. Fairtrade und Rainforest Alliance tragen nur zu einem kleinen Teil zur Lösung bei.

Das bleibt den Kakaobauern
Obwohl der Kakaopreis auf Rekordhoch ist, hat das praktisch keine Auswirkungen auf die Kakaobauern. Sie bekommen nach wie vor nur einen sehr geringen Anteil von rd. 6,6% (Kostenanteil des Rohkakaos an einer Tafel Vollmilchschokolade). Am meisten fällt für die Supermärkte mit 44,2% und die Schokoladenhersteller mit 35,2% ab.

„Es kann nicht sein, dass die Frage,
ob ein Kind in Ghana überhaupt
zur Schule gehen kann,
vom Kakao-Preis abhängt.“

Lisa-Marie Karl – Öko-Test

Mit einem existenzsichernden Einkommen (lt. Öko-Test bieten das sehr wenige Schokoladenhersteller) müssten nicht immer mehr Kakaobauern aufgeben. Sie könnten nicht nur die eigenen Kinder statt auf die Plantage wieder in die Schule schicken, sondern auch den Baumbestand verjüngen und auf den traditionellen Anbau setzen (in waldähnlichen Systemen, wo größere Baume die schattenliebenden Kakaobäume schützen), damit dieser mit resistenten Pflanzen wieder zu mehr Ertrag führt. „Weg von den Monokulturen“ würde große Teile des Regenwaldes erhalten und somit auch dem Weltklima zugutekommen!

Angebot und Nachfrage
4,8 Millionen Tonnen Kakaobohnen wurden im Kakaojahr 2021/22 weltweit produziert. 74 Prozent davon kamen aus Afrika, davon wiederum mit Abstand am meisten, nämlich über 2,1 Mio. Tonnen, von der Elfenbeinküste. Beim Kakaokonsum liegt Afrika aber im Schlussfeld mit nur 0,45 Mio. Tonnen. Ganz vorne liegt Asien mit 1,8 Mio. vor Amerika mit 1,7 Mio. und Europa mit 1,5 Mio. Tonnen. Der Inselstaat Dominica in der östlichen Karibik schlägt mit einem pro Kopf Verbrauch von 8,5 Kilo alle anderen Länder der Welt. Platz 2 geht an die Elfenbeinküste mit 6,4 Kilo, gefolgt vom ersten Land Europas, nämlich Island mit 5,3 Kilo. Österreich ist da eher im unteren Mittelfeld mit 1,17 Kilo pro Kopf zu finden. (Quellen: Kleine Zeitung, Der Standard, Finanzen.net, Öko-Test)

Welche Auswirkungen hat das nun für uns?
Die genannten Umstände in Verbindung mit der hohen Nachfrage am Weltmarkt führen auch bei unserem Produzenten Agrana zu einer schwierigen Beschaffungssituation und damit verbunden zu sehr hohen Einkaufspreisen, welche sich letztendlich auch auf unsere Preise für das Jahr 2025 niedergeschlagen haben. Bei unseren Schokoprodukten sticht vor allem die Stracciatella-Schokosplits mit ihrem hohen Kakaoanteil heraus, denn genau diese Sorte (Premium- und SI-Qualität) zählt zu unseren umsatzstärksten Produkten. Mit gemischten Gefühlen ob des hohen Preisniveaus gehen wir deshalb ins neue Jahr.

Aber auch in dieser schwierigen Zeit bleiben wir unserem Credo „Letztendlich setzt sich immer die Qualität durch“ treu. Die Qualität der Premium-Sorte wird nicht verändert! Wir sind überzeugt, dass auch viele von Ihnen das so sehen und so hoffen wir auf Ihre Solidarität und vertrauen darauf, dass auch Ihnen diese Premium-Qualität etwas wert ist.  

Allen preissensiblen Kunden aber, welche aus unterschiedlichen Gründen schon im letzten Jahr auf die SI-Qualität gesetzt haben, kommen wir nun mit einer leicht geänderten SI-Qualität noch mehr entgegen. Mit Anfang Jänner haben wir daher den Anteil der Schokosplits etwas verringert, was im fertigen Produkt, wie wir und auch unser Partner feststellen konnten, nicht zu bemerken ist. Der Preisvorteil ist jedoch enorm und so ist auch der Unterschied zur Premium-Sorte nun deutlich höher als im Vorjahr.
 
„Wir müssen damit rechnen,
dass die Erträge in der Kakaoernte
langfristig sinken werden.“

Kerstin Weber - WWF

Diese Ansicht wird auch von Agrana geteilt. Trotzdem ist man optimistisch, dass die Kakaopreise wieder etwas nach unten gehen und sich dann auf immer noch recht hohem Niveau stabilisieren werden. Falls dies der Fall ist, werden wir für das zweite Halbjahr 2025 die besseren Preise natürlich in unserer Preisliste berücksichtigen.
17.4.2025